Schon oft wurde Blogs der baldige Tod vorhergesagt. Tatsächlich haben einige ehemals erfolgreiche Blogerinnen und Blogger in den letzten Jahren das Handtuch geworfen. Aus ganz unterschiedlichen Gründen natürlich. Fakt ist, die Lifestyle-Bloggerszene wandelt sich. Doch es gibt auch viele Blogs, die seit etlichen Jahren bestehen und mit viel Liebe Woche für Woche gepflegt werden. Eine von diesen erfahrenen Bloggerinnen ist Bine von was eigenes. Mit ihr habe ich mich darüber unterhalten, was das Bloggen im Jahr 2018 für sie bedeutet.
Dieser Beitrag ist Werbung für Bine und ihren Blog. Natürlich unbeauftragt und unbezahlt.
Inhalt
Wie alles begann…
Wann hast du das erste Mal gebloggt?
Mein allererstes Posting habe ich am 2. Dezember 2007 veröffentlicht. Nix Besonderes, nur ein Rezept. Damals übrigens noch mit einem geklautem Foto aus dem Internet. Das wäre heute undenkbar, aber damals war ich, waren wir, einfach noch nicht so schlau. Mittlerweile habe ich das Bild gelöscht.
Kannst du dich noch erinnern, warum du damals beschlossen hast, einen Blog zu starten?
Ja, sehr genau sogar. Das war Ende November, Anfang Dezember 2007. Ich saß in an meinem alten Schreibtisch in einem der Kinderzimmer, welches damals noch kein Kinderzimmer war. Neben mir, über der Heizung, hing eine Postkarte von Loriot. Ich stieß damals durch Zufall auf einen Blog und war davon so fasziniert, dass ich das auch haben und machen wollte. Diese Blogger-Gemeinde, der freundliche Austausch, die Kommentare, die persönlichen Einblicke in das Leben der Menschen, Fotos aus ihren Gärten, Bilder von kreativen Arbeiten… das alles fand ich einfach schön und weckte in mir die große Lust da mitzumachen. Und so entstand ‚was eigenes‘.
Bloggen im Jahr 2018: Freude- und Frustfaktoren
Warum bloggst du heute?
Aus Spaß, aus Leidenschaft, weil es mein Hobby ist und gleichzeitig mein Job und damit mein Einkommen. Ich habe aus purer Spaß an der Freud damit angefangen und das hat sich bis heute nicht geändert. Der einzige Unterschied: Heute veröffentliche ich hin und wieder Artikel, die in Zusammenarbeit mit Unternehmen entwickelt wurden und für die ich eine Vergütung erhalte. Ansonsten ist der Grundgedanke, die Lust am Schreiben, das Fotografieren, das Teilen immer noch das gleiche wie vor über 10 Jahren.
Was macht dir dabei am meisten Spaß?
Alles. Der komplette Prozess. Wenn ich einen Kuchen backe, fängt das Bloggen ja schon in der Küche an. Na ja, nicht ganz – aber gleich nachdem der Kuchen fertig ist, wird er fotografiert, dann werden die Bilder bearbeitet, dann schreibe ich den Text, füge alles zusammen und klicke auf „veröffentlichen“. Das Entstehen eines Blogposts macht mir großen Spaß.
Und was nervt dich am Bloggen heute?
Dass ich kaum noch Zeit habe, Blogs zu lesen. Aber das meinst Du wahrscheinlich nicht. Mich nervt – und damit schließe ich mich mit ein – dass wir alle viel weniger auf Blogs kommentieren, als auf anderen Kanälen. Das ist zwar verständlich, weil es eben einfacher ist, bei Insta ein Herzchen und einen kurzen Satz zu hinterlassen – aber manchmal hätte ich lieber meine Leser bei mir im Blog am Tisch sitzen und würde dort gerne mit ihnen diskutieren und debattieren und quatschen und klönen. Aber das ist die Meinung einer alten Schachtel. Vielleicht sehen das jüngere Bloggerinnen gar nicht so, weil sie den Austausch, den wir früher auf unseren Blogs betrieben hatten, auch nicht kennen. Ich habe das Bloggen früher irgendwie als gemütlich empfunden. Ich trat immer wieder in andere Blog-Häuser ein, jeder Blog hatte ja auch irgendwie einen anderen Anstrich, las die Artikel, kommentierte und wusste einfach, dass die Bloggerin mir bestimmt auch eines Tages einen Besuch abstattet. Hört sich alles etwas melancholisch an, ne‘? Ich jammere nicht der alten Zeit nach, aber so empfinde ich, wenn ich zurück blicke.
Alles wandelt sich: Was ist anders als früher?
Wenn du zurückblickst, wie hat sich deine Einstellung zum Bloggen in den vergangenen Jahren geändert?
Ich bin professioneller geworden. Zwar gibt es heute noch ganz – ich sach mal „einfache Postings“ – wo die Fotos aus der Hüfte heraus geschossen wurden und ich anschliessend nicht mal Photoshop öffne, um sie zu bearbeiten, aber meistens gebe ich mir doch viel Mühe mit meinen Bildern und auch mit meinen Texten. Meine persönlichen Ansprüche sind einfach gewachsen. Ich versuche meine Texte besser und lebendiger zu formulieren und achte beim Fotografieren mehr auf Licht und Komposition. Wenn ich mir heute alte Bilder im Blog ansehe, dann muss ich manchmal schmunzeln, weil ich mich noch genau an die Situation erinnere und heute weiß, dass ich damals schon mein Bestes gegeben hatte.
Heute ist mein Bestes von damals nicht mehr gut genug, aber ich liebe es, meine eigene Entwicklung zu sehen. Bei anderen übrigens auch. Manchmal klicke ich bei Blogs, die ich schon ewig kenne, ganz weit zurück und freue mich, dass ich deren Entwicklung miterlebt habe.
Wie hat sich die Professionalisierung der Szene auf deinen Blog ausgewirkt?
Sie spornt mich an. Manchmal nervt sie mich auch, weil sie mich unter Druck setzt. Aber im großen und ganzen bin ich ein eher gelassener Mensch, der gerne von anderen lernt und sich inspirieren läßt und nicht gleich heulend zusammenbricht, wenn mein Ergebnis nicht ganz so toll geworden ist. Ich schätze die Arbeit von Profis, fühle mich aber mit semi-Profis oder Amateuren (und das ist nicht negativ gemeint) sehr viel mehr verbunden.
Gibt es Dinge, die heute einfacher sind als früher?
Wenn man heute professionell bloggt und damit etwas erreichen will, ist es leichter seine Arbeit im Internet zu verkünden. Uns stehen heute Facebook, Instagram, Pinterest, Twitter kostenlos zur Verfügung unsere Beiträge zu teilen. Der Austausch mit anderen ist ebenfalls über all diese Plattformen leichter, aber auch stressiger. Man tanz halt auf vielen Hochzeiten gleichzeitig. Das Erstellen von schönen Blogs und schönen Fotos ist meiner Meinung nach auch einfacher, weil es eben mehr Werkzeuge (Bearbeitungsprogramme) gibt.
Welche Tools zum Bloggen und Bearbeiten deiner Fotos/Videos nutzt du heute und welche hast du früher oft genutzt?
Kurz und knapp: Heute nutze ich zum Bearbeiten meiner Fotos Photoshop Elements und Lightroom. Auf dem Handy (für Insta) nutze ich meist Snapseed. Zum Planen von Pinterest Pins nutze ich Tailwind. Als groben Blogplaner, wo ich Ideen und eine Art Kalender führe, nutze ich ganz simpel eine Numbers (Excel für Mac) Liste. That’s it. Früher habe ich meine Bilder mit dem kostenlosen online Fotobearbeitungsprogramm PicMonkey, bzw. dessen Vorgänger bearbeitet. Apps gab’s damals keine und auf meinem Schreibtisch lag immer ein kleines Ideen-Büchlein, wo ich alles notiert habe, was mir für den Blog an Ideen kamen.
Rechtliche Aspekte
In den vergangenen Monaten hatten Blogger dank DSGVO und der Abmahnwelle durch angeblich fehlende Werbekennzeichnungen viel zu tun. Wie geht es dir damit?
Mittlerweile bin ich auch bei diesem Thema ganz entspannt. Im Mai war ich ganz wuschig wegen dieser DSGVO und habe das Internet leer gelesen, um ja alles zu verstehen, zu lernen und dann auch umzusetzen. Als Ende Mai die Welt nicht unterging und auch danach keine Berichte über Abmahnungen die Runde machten, wurde ich auch wieder ruhiger und entspannter. Ich habe heute noch einige wenige Punkte auf meiner DSGVO To Do Liste, die ich noch nicht abgehakt habe. Aber pssst! Nicht verraten!
Werbekennzeichnung bei Insta nervt mich sehr. Die Politik ist einfach ein träger Haufen, der m.E. viel zu langsam auf aktuelle Themen, insbesondere im Bereich Internet und Social Media, reagiert. Wenn ich das Sagen hätte, dann würde ich festlegen: bezahlte Kooperationen werden mit „Werbung“ gekennzeichnet, alles andere nicht. Basta. Jetzt steht bei jedem Foto und überall Werbung ohne Auftrag vor den Texten. Das ist doch Mist und bringt mehr Unsicherheit und Unklarheiten als alles andere. Neulich habe ich gesehen, dass eine Freundin von mir, die einen privaten Account mit 28 Abonnenten hat, „Werbung ohne Auftrag“ zu Beginn des Textes geschrieben hat, weil
sie ihren Sohn in einem neuen Sitzkissen im Garten fotografiert hat. Man konnte das Label des Sitzkissens gut erkennen. Ist das krank oder ist das krank?
Wie informierst du dich über rechtliche Anforderungen in Bezug auf das Bloggen?
Ich habe einige relevante Seiten bei Facebook abonniert, aber meistens muss ich da nicht gucken, denn wenn eine größere, wichtige Info publik gemacht wird, dann wird sie ganz bestimmt in einer Blogger-Facebook-Gruppe diskutiert. Irgendjemand hat immer was dazu zusagen oder vielleicht schon recherchiert und teilt einen Link zu einem informativen Text. Darüber bin ich dann immer sehr dankbar.
Hast du schon einmal Stress wegen eines Fotos auf Instagram gehabt oder rechtliche Auseinandersetzungen nach der Veröffentlichung eines Blogposts? Z.B. weil jemand deine Fotos geklaut hat etc.?
Nein, bei Insta und auf dem Blog hatte ich noch nie Stress, wobei ich aber auch sagen muss, dass ich eigentlich nie nach geklauten Fotos von mir suche. Mir hat mal eine Bloggerin die Info geschickt, dass ein Bild von mir auf einer großen Seite auf Facebook ohne Namensnennung geteilt wurde. Ich habe denen geschrieben, sie gebeten, das Bild zu löschen, bzw. Schadensersatz zu zahlen. Ihre Antwort: Ich könnte nicht belegen, dass das wirklich mein Bild wäre und sie zahlen nichts. Eine befreundete Anwältin hat mir dann abgeraten, dass ich vor Gericht ziehe, weil ich wahrscheinlich auf den Kosten sitzen bleiben würde. Die ganze Sache hat mich extrem wütend gemacht, aber dann war mir der Stress zu viel und ich habe den Betreibern der Seite die Pest an den Hals, die Hölle nach dem Tod, 100 Jahre schlechten Sex und Eiterpickel gewünscht (natürlich nur gedanklich) und habe mich damit abgefunden.
Ausblick: Was kommt auf die Bloggerinnen und Blogger zu?
Was denkst du, wohin wird sich die Blogger-Szene in den nächsten Jahren entwickeln?
Leider (oder Gott sei Dank) besitze ich nicht die Gabe in die Zukunft zu sehen und ich mag es auch nicht, die Zukunft rosig und schwarz zu malen. Vor Jahren, als Instagram so richtig in Aufschwung kam, las man überall, dass Blogs eines Tages sterben werden, dass wir nur noch diese anderen Plattformen nutzen werden. Glaube ich alles nicht und weiß ich auch nicht. Ich vermute und hoffe, dass es Blogs immer geben wird. Es wird auch immer die super professionellen Bloggerinnen geben und die, die das alles nur als Hobby betreiben. Ich hoffe, dass die Politik dem Leben im Internet nicht zu viele Steine in den Weg legen wird.
Wenn du nur einen Blogbeitrag von dir aus all den Jahren empfehlen dürftest, welcher wäre das?
Puh, das ist jetzt aber eine fiese Frage. Ich habe in den letzten Jahren über 2.000 Artikel veröffentlicht, da kann ich mich unmöglich entscheiden. Würde ich aus der Sicht meiner Leserinnen denken und die Zugriffszahlen hinzuziehen, dann wäre es wahrscheinlich ein Beitrag aus dem Bereich Nähen oder Backen/Kochen. Also ein Beitrag, der – wie man so schön sagt – den Leserinnen einen Mehrwert gibt, eine Anleitung, ein Rezept. Wenn ich von mir persönlich ausgehe, dann hänge ich mehr an meinen sog. Gedankenschnipsel-Postings. Das sind die, in denen ich längere Texte über bestimmte Themen, meine Gedanken und meine Meinung schreibe. Ich mag diese Artikel sehr, weil darunter oftmals eine Diskussion und ein Austausch statt findet. Wenn ich Dir erzähle, dass ich jeden Morgen um 5 Uhr aufstehe, dann können wir über das Thema Aufstehen, Sinn und Zweck, bestimmt diskutieren. Wenn ich Dir aber ein Rezept für einen Kartoffelsalat aufzähle, dann sagste wahrscheinlich nur „Oh ja, klingt lecker.“ Bums aus.
Und abschließend, warum sollte man trotz einiger Herausforderungen dennoch bloggen?
Ja, warum tun wir das? Weil wir leicht exhibitionistisch veranlagt sind? Selbstverliebt und egozentrisch? Oder weil wir einfach gerne schreiben, fotografieren, teilen, Geschichten erzählen und kommunizieren? Es ist wahrscheinlich die Summe aller Dinge. Und Herausforderungen sind ja per se nix Schlimmes. Online kann man mit Hilfe an jeder Ecke rechnen. Wir müssen nur fragen. In der Insta Story, in der Facebook Gruppe, auf direktem Wege. Ich stand bisher noch vor keinem unlösbarem Problem. Und deswegen denke ich über Herausforderungen und Schwierigkeiten gar nicht nach und mache einfach weiter, weil es mir eben Spaß macht. Mal mehr, mal weniger.
Besten Dank, liebe Bine.
1 Comment
Vielen lieben DANK für das nette Interview, lieber Julius!
18. September 2018 at 17:26Es hat mir echt Spass gemacht. Manche Fragen stellt man sich selbst ja nie- deswegen
war es auch hier und da eine echte Herausforderung für mich 🙂
Liebe Grüße, Bine