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Nach dem Kleiderschrank ausmisten: Tipps zur Kleiderspende

Was kommt nach dem Ausmisten des Kleiderschranks: Tipps zur richtigen Kleiderspende

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Viele stecken aktuell mitten im Frühjahrsputz. Ich kann mich dem Aufräum- und Ordnungswahn auch nur schlecht entziehen. Es ist ja auch einfach mega geil, sich von all dem Ballast zu befreien. Doch wohin mit dem ganzen Zeugs aus dem Kleiderschrank, das einen nicht mehr glücklich macht, wie die gute Marie Kodo sagen würde?

Wohin mit all dem Kram?

Neulich hatte ich einen Chat bei Instagram zum Thema Kondo und der Kleiderspende, der mir klar gemacht hat, dass viele glaube ich gar nicht wissen, um welche Dimensionen es sich beim Geschäft mit den Altkleidern handelt. Woher auch, man beschäftigt sich ja auch nicht den ganzen Tag damit.

Ich selbst weiß das auch nur, weil ich beruflich vor ein paar Jahren das erste Mail Einblick erhalten habe und da war ich dann doch echt überrascht. Was ich bis damals zum Beispiel nicht wusste ist, wie das mit den Kleidercontainern funktioniert und was an ihnen problematisch sein kann. Auch, dass es sich nicht immer lohnt, Kleidung zu spenden. Weder für den Sammler, noch für die Umwelt. Aber fangen wir mal ganz vorne an.

Früher habe ich meine aussortierten Kleidungsstücke einfach immer in den nächsten Altkleidercontainer gegeben. Das war nicht so ganz clever, wie ich heute weiß.

Warum der Altkleidercontainer für mich nicht die erste Wahl ist

In jeder Stadt gibt es ja etliche Altkleidercontainer, in die man seine Textilien werfen kann. Schnell hin, Klappe auf, rein das Zeugs und gut ist. Man tut da ja bestimmt etwas Gutes mit. Allerdings haben viele dieser Container so ihre Tücken. Denn viele gehören nicht zu gemeinnützigen Organisationen.

  1. Wisst ihr, wer der Aufsteller ist? Manchmal steht ein Firmenname auf dem Container und eine Kontaktadresse. Oft steht da gar nix oder es gibt nur ein Logo, was irgendwie den Eindruck erweckt, dass eine gemeinnützige Organisation dahinter steckt. Dem ist jedoch ganz oft nicht so.
  2. Wenn eine Nummer auf dem Container angegeben ist, ruft da mal an. Oft führen die Nummern ins Leere.
  3. Einige der aufgestellten Container sind illegal. Ich habe das bei mir in der Gegend schon ein paar Mal erlebt. Da steht plötzlich ein Container in der Nähe des Supermarktes. Irgendwann fragt jemand mal bei der Stadt nach und es kommt raus, dass dieser Container da nicht stehen dürfte. Er hat nichts mit dem USB (der örtliche Entsorger hier) zu tun. In der Zwischenzeit haben die Aufsteller die eingeworfene Kleidung zu Geld gemacht. Denn in der Regel dauert es mehrere Wochen, bis da seitens der Stadt gehandelt wird. Wenn der Container auf Privatgrund steht, ist es noch schwieriger, ihn entfernen zu lassen. Denn dann sieht sich die Stadt gar nicht in der Verantwortung. Viele wissen das nicht und werfen munter Kleidung ein, die von wem auch immer weiterverkauft wird.
  4. Hier bei uns in Bochum gibt Probleme mit gefälschten Containern. Da kleben dann Logos vom DRK und Co. drauf und man denkt, „ach ja, alles tutti“. Dass die Container gefälscht sind, erkennt man nur bei genauem Hinsehen.
  5. Auch wenn der Altkleidercontainer gut aussieht, empfehle ich euch den Gang zum Container nicht unbedingt. Denn teilweise werfen Leute einfach ihren Abfall in diese Dinger. Ziemlich ekelig. Die Kleidung darin kann dann unbrauchbar werden.

Dachverband FairWertung

Was ich nicht wusste: Die Kleidung aus den Containern wird auch oft gar nicht sortiert und Bedürftigen gegeben, sondern mehr oder weniger blind an Verwertungsunternehmen verkauft. Das ist bei seriösen Sammlern nicht schlimm und sogar notwendig, um Projekte zu finanzieren, aber auch nicht so das, was man möchte, wenn man eigentlich noch ziemlich gute Kleidung spendet, oder?

Wenn ihr auf Nummer sicher gehen wollt, achtet auf das Siegel von FairWertung. In einem Kodex verpflichten sich die Organisationen, die dem Verband angehören, unter anderem dazu, gemeinnützig zu handeln und keine eigenwirtschaftlichen Ziele zu verfolgen.

Bringt eure Altkleider am besten immer zu Sammelstellen in eurer Stadt wie den Kleiderkammern oder wählt die kostenfreie Kleiderspende im Paket der Deutschen Kleiderstiftung. Was das ist, erläutere ich jetzt mal kurz.

Was kommt nach dem Ausmisten des Kleiderschranks? Tipps zur richtigen Kleiderspende

Die Paketspende: Bequem, einfach, kostenlos

Das Prinzip: Ihr nehmt einen großen Karton, packt den voll mit euren Textilien, die in einem guten Zustand sind (löchrige, total verschlissene Textilien bitte nicht versenden), geht auf die Internetseite der Deutschen Kleiderstiftung und erstellt euch dort einen Paketaufkleber. Dieser funktioniert wie ein klassischer Retourenschein. Ihr habt die Wahl, ob ihr mit DHL oder Hermes versenden wollt. Damit ist das Paket für euch dann kostenfrei.

Als nächstes gebt ihr das Paket bei der Post ab (manchmal nimmt der Bote die auch mit, muss man aber vorher fragen und evtl. anmelden) und die Kleidung macht sich auf den Weg zur gemeinnützigen Kleiderstiftung nach Helmstedt. Dort sortieren die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter eure Textilien per Hand, ordnen sie in Qualitätsstufen und Warengruppen und schauen, welche Kleidung sich noch eignet, um weiter getragen zu werden.

Einen Teil der Kleidung verkauft auch die Kleiderstiftung und finanziert so die Hilfstransporte. Wohin die gehen und Infos zu aktuellen Projekten könnt ihr auf Facebook und auf der Webseite der Kleiderstiftung nachsehen. Die Deutsche Kleiderstiftung betreibt auch Charity-Shops in Berlin, Braunschweig, Helmstedt und Magdeburg. wenn ihr zufälligerweise dort wohnt, könnt ihr ja in einen der Läden gehen und euch direkt von den Mitarbeitenden informieren lassen. Kleidung, die dort nicht angeboten werden kann, geht an Kleiderkammern und Sozialkaufhäuser.

Was kann man im Paket spenden?

  • guterhaltene Kleidungstücke
  • Schuhe
  • Handtücher
  • Bettwäsche
  • Gürtel, Schals, Mützen, Handschuhe

Was gehört nicht ins Paket?

  • beschädigte Textilien
  • Stoffreste
  • stark verschmutzte Kleidung
  • Kleiderbügel
  • Spielzeug

Packt möglichst große Pakete, das lohnt sich eher. Ein Paket sollte mindestens 5 Kilo wiegen und darf bis zu 31,5 Kilo schwer sein. Maximal darf es 60 cm x 60 cm x 120 cm groß sein.

Wenn ihr wie ich keine Waage habt: Ein großer Umzugskarton voll mit Textilien wiegt etwa 15 bis 18 Kilogramm. Wenn ihr nicht genug zusammen habt, fragt mal eure Nachbarn oder Freunde, die können bestimmt Textilien beisteuern, die sie aussortiert haben.

Es macht übrigens nichts, wenn ihr jetzt im Frühling Winterklamotten spendet, auch wenn vermutlich niemand in den nächsten Monaten dicke Kleidung braucht. Die Textilien werden nämlich in Helmstedt sortiert und auch gelagert.

Ein paar Fakten, die ich sehr beeindruckend fand

  • in Deutschland werden jedes Jahr ca. 1 Mio. Tonnen Altkleider gespendet
  • das sind 62.000 LKW voll
  • seit den 90er Jahren ist das Sammelaufkommen um 20 Prozent gestiegen
  • Frauen besitzen im Schnitt 118 Kleidungsstücke, Männer 73 Teile (Strümpfe und Unterwäsche nicht mitgerechnet)
  • 40 Prozent der Kleidung wird sehr selten oder nie getragen
  • nur ca. 50-55 Prozent der Textilien eignen sich für den Secondhand-Gebrauch
  • der Rest der gespendeten Textilien wird zu Putzlappen oder entsorgt
  • das Sortieren und Verwerten von minderwertigen Textilien ist teuer und nicht wirtschaftlich, deshalb sollten wir darauf achten, was wir spenden

(Die Zahlen habe ich von Greenpeace, FairWertung und der Deutschen Kleiderstiftung.)

Am besten ist es natürlich, wenn wir alle (ja, ich schließe mich da bewusst auch mit ein) weniger Textilien kaufen. Ist aber irgendwie auch unrealistisch bei den günstigen Preisen. Das so viel gespendet werden kann, liegt ja daran, dass Fast Fashion mittlerweile die Regel und nicht die Ausnahme ist.

Was kommt nach dem Ausmisten des Kleiderschranks? Tipps zur richtigen Kleiderspende

Reparieren statt wegwerfen

Wenn doch was kaputt geht, kann man Kleidung übrigens auch reparieren statt gleich wegzuwerfen. Hört sich logisch an, ich selbst hatte das aber lange Zeit nicht so auf dem Schirm, da ich nicht nähen kann. Aber es gibt ja Profis wie Schneiderinnen und Schneider.

Wenn ihr jetzt denkt, das lohnt sich nicht, dem kann ich echt raten, doch mal auch mit nicht so tollen Pullis und Hemden zum Schneider zu gehen. Denn, wer noch nie da war, wird sich wundern, wie günstig das Stopfen von Löchern, Ausbessern oder Umnähen teilweise ist.

Mein Schneider nimmt für das Knopf annähen weniger als ein Kaffee im Restaurant kostet und hat einige Löcher in Pullis von mir ebenfalls für nur wenige Euro gestopft. Außerdem gibt der oft Mengenrabatt. Und auch Billo-Klamotten, die qualitativ nicht geil sind, repariert er mir günstig. Und das ist vermutlich immer noch besser, als gleich wieder ein neues, günstiges Kleidungsstück zu kaufen.

Fazit

Kleidercontainer sind nicht unbedingt zu empfehlen, wenn ihr nicht wollt, dass Geld mit euren abgelegten Klamotten gemacht wird. Fragt vielleicht lieber bei der örtlichen Kleiderkammer, welche Dinge die braucht. Auch die Paketspende ist eine Alternative zum Wegwerfen, wenn die Kleidung noch gut ist. Und: Geht lieber erst zum Schneider und erkundigt euch, ob man Kleidung nicht günstig reparieren lassen kann, bevor ihr sie in die Tonne kloppt.

PS: Mein Schneider macht immer den gleichen Scherz, wenn ich ihn frage, was er für die Reparatur meiner Sachen haben will. Statt 2 Euro sagt er dann 2.000 Euro und so weiter. Ich glaube, jetzt weiß jeder, der in Bochum wohnt und schon einmal bei ihm war, wen ich meine …

 

Ich darf gerne gepinnt werden :)!

Was kommt nach dem Ausmisten des Kleiderschranks? Tipps zur richtigen Kleiderspende #nachhaltig #fairtwerten #kleiderspende

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5 Comments

  • Reply Michael

    Bei uns in Krefeld gab es vorrübergehend mal eine Sammlung in speziell verteilten Sammelsäcken (ähnlich den gelben Sack), welche die Stadt an ihre Bürger verteilt hat. Zwar wurde die Kleidung auch verkauft, das Geld kam aber der Stadt zu Gute. Allerdings hat sich die regelmäßige Sammlung direkt vor dem Haus nicht gelohnt, so daß man statt der Sammelsäcke jetzt spezielle städtische Container aufgestellt hat (die teilweise neben den vermeintlichen des roten Kreuzes etc. stehen). Man hat jetzt die Wahl, in welche Container man die Kleidung wirft (wobei ich bezweifel, daß alle sich da entsprechende Gedanken machen). Immerhin hat man so die Chance, der eigenen Stadt etwas „zu spenden“.

    LG Michael

    23. März 2019 at 19:26
    • Reply Julius

      Hey Michael,

      genau das wollen viele Leute ja nicht unbedingt, also der Stadt Geld in Form von Kleidung spenden. Finde ich auch nachvollziehbar, wenn man echt noch gute und kaum getragene Textilien abgibt. Einige wissen auch nicht, dass die Städte die Kleidung nicht sortieren und Bedürftigen zukommen lassen, sondern an Verwerter verkaufen.

      LG

      24. März 2019 at 23:25
  • Reply Jo

    Es gibt in Bochum einen wunderbaren Umsonst-Laden, den Kost-Nix-Laden. Die Menschen arbeiten dort ehrenamtlich. Die Sachen werden gut sortiert direkt an die Menschen weiter gegeben.
    Da geben ich meine alten Sachen immer hin und wenn ich was neues brauche, gehe ich hin und gucke, ob es das gesuchte gibt.

    31. März 2019 at 10:56
    • Reply Julius

      Hey Jo,
      das hört sich gut an. Ich hab irgendwann mal was von dem Laden gehört, aber den dann auch wieder vergessen. Vielen Dank für den Tipp!
      LG
      Julius

      31. März 2019 at 12:27
  • Reply Ute

    Vielen Dank für den interessanten Beitrag. Es ist wirklich von Vorteil, wenn man ab und zu mal seinen Kleiderschrank gründlich ausmistet. So weiß man immer was man überhaupt noch so hat.
    Mit besten Grüßen,
    Ute

    20. Mai 2019 at 17:23
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