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Auf nach Marsberg – ein Kurztrip ins Sauerland

Mein Herz schlägt für das Sauerland. Ganz besonders für Marsberg. Ein Kurztrip ans östliche Ende von NRW, der Ruhe und Erholung verspricht. Eingebettet in eine hügelige Landschaft und umgeben von Wäldern, lässt sich in Marsberg und Umgebung hervorragend wandern, die Natur genießen und abschalten.

Eine unbezahlte und unbeauftragte Werbung für die Stadt Marsberg im Sauerland.


Abseits der Après-Ski-Partys

Wenn ich ans Sauerland denke, kommen mir vor allem die Partyhochburgen Winterberg und Willingen in den Sinn. Wintersport gucken, Rodeln und das alles immer in Begleitung von billigen Spirituosen und viel, viel Bier. Kurioserweise sind die beiden genannten Städte in NRW bei Kegelvereinen und Landfrauen genauso bekannt wie die Millionenstadt Köln. Nur zum Vergleich: Winterberg hat knapp 14.000 und Willingen sogar nur 6.000 Einwohner. Verrückt, das diese Dörfer im Sauerland es zu landesweiter Bekanntheit geschafft haben. Aber da nun mal im Norden keine Berge mehr kommen und richtige Erhöhungen 800 Kilometer entfernt sind, muss das Mittelgebirge Sauerland für Freizeitsport im Winter herhalten. Obwohl ich da absolut kein Fan von bin.

Das Sauerland ist für mich sehr lange Zeit in keiner besonders guten Erinnerung geblieben. Mit Wintersport und Schlittenfahren hatte ich eh wie angedeutet nie was am Hut und ebenso wenig mit den zugehörigen Après-Ski-Partys. Oh Gott, ich sollte aufhören, diese Worte in meinen Text einfließen zu lassen, nachher rankt mich Google noch für die Top 10 Partys im Sauerland. Und das wäre alles andere als sinnvoll.

Denn heute möchte ich euch ein Städtchen im Sauerland ans Herz legen, das weit ab von Massentourismus, überfüllten Skipisten und billigem Prosecco aus der Dose ist. Es nennt sich Marsberg. Eine Stadt ohne große Sehenswürdigkeiten, irgendwo im Nirgendwo zwischen dem Pott und Hessen gelegen. Einöde auf 182,22 km². Ihr könnt Marsberg eigentlich nicht kennen. Vielleicht habt ihr den Namen mal gehört, doch war irgendwer wirklich einmal dort? Vermutlich nicht. Wenn ihr auf Ruhe und Einsamkeit steht, ohne in den Osten reisen zu wollen, lege ich euch das Städtchen sehr ans Herz.

Lost Place Marsberg im Sauerland

Was gibt es in Marsberg zu sehen?

Machen wir es kurz, nicht viel. Hier gibt es wirklich nichts Weltbewegendes zu erlaben oder entdecken. Marsberg hat lediglich zwei, drei touristische Ziele und eine große LWL-Klinik. In meiner Familie, die nur 40 Kilometer von diesem Städtchen im Hochsauerlandkreis lebt, war Marsberg deshalb stets ein Synonym für die Psychiatrie. Denn die Einrichtung des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe für Psychotherapie, Psychiatrie und Rehabilitation ist größter Arbeitgeber der Stadt. Auswärtige können zudem noch den Glasfabrikanten Ritzenhoff kennen, das sind die mit den lustig bunten Bildchen auf den Sektflöten.

Joa, und sonst so? Jeder Ort im Sauerland hat natürlich sein eigenes Schützenfest – sei es Marsberg-Essentho oder Marsberg-Meerhof, zwei Stadtteile, die von Marsberg selbst einige Kilometer und bestimmt 10 Autominuten entfernt liegen. Aber an den restlichen 300irgendwas Tagen im Jahr herrscht in Marsberg echt tote Hose. Und das liebe ich! Im Artikel zu Weimar kam das glaube ich nicht so ganz richtig durch, aber ich mag das durchaus, wenn mal absolut nichts los ist.

Ausflugstipps für Marsberg

  • Kilianstollen: ein Besuchbergwerk, das in meinem Geburtsjahr 1984 eröffnet wurde. Im ehemaligen Kupferbergwerk gibt es auch einen Heilstollen mit 10 °C Lufttemperatur und einer relativen Luftfeuchtigkeit von 98 %.
  • Drakenhöhlen: Im Ortsteil Obermarsberg unterhalb des Buttenturms befinden sich die Drakenhöhlen. Angeblich hat der Drache Fafnir in den Drakenhöhlen am Eresberg den Hort der Nibelungen gehütet. Ihr wisst schon, der aus der Nibelungen-Sage. Mehr dazu unten.
  • Bilsteinturm: Ein Aussichtsturm, ca. 130 Meter über der Stadt, seit 2007 denkmalgeschützt, siehe unten.
  • Diemelradweg: Also hierfür empfiehlt sich definitiv ein E-Bike. Der Diemelradweg geht von Willingen im Sauerland bis zur Mündung in die Weser bei Bad Karlshafen und führt unter anderem auch durch Marsberg.
  • Diemelsee: Ein Stausee auf dem man Kanu fahren kann und natürlich umherwandern sowie segeln und im Strandbad Heringhausen kostenlos schwimmen

Bilsteinturm

Hoch hinaus geht es auf dem Bilsteinturm. Er steht 387 m ü. NN und 133 m über dem Stadtzentrum von Marsberg. Von hier hat man einen wunderbaren Blick. Wer die Wendeltreppe im Inneren bis ganz nach oben nimmt, steht noch einmal 26 Meter höher. Auch wenn der Bilsteinturm aussieht, als ob er viele Jahrhunderte alt wäre und man von hier aus damals beobachtet hätte, wer die Stadt angreift, ist er von Anfang an rein zu touristischen Zwecken genutzt worden.

Der damalige Bürgermeister Rentzig setzte sich für den Bau eines Turms ein. Fertiggestellt wurde er 1892. Um den Turm finden sich einige Mauerreste, die allerdings nicht zu einer Burg gehören, sondern lediglich hübsche Deko sind. Seit dem Jahr 2007 ist der Bilsteinturm bei Marsberg denkmalgeschützt. Ihr könnt ihn nahezu ganzjährig kostenfrei besuchen. Während Corona war die Tür eine Weile geschlossen.

Im Advent wird der Bilsteinturm zur größten Adventskerze der Welt. Dazu wird er in rote Bahnen gehüllt und mit Lichtern geschmückt. Die Idee dazu entstand vor mehr als zwanzig Jahren. Seither leuchtet die Adventskerze jedes Jahr im Dezember – besonders schön anzusehen, wenn die Hügel drumherum mit Schnee bedeckt sind und die Dämmerung hereinbricht.

Drakenhöhlen und Buttenturm

Anders als der Bilsteinturm diente der Buttenturm in Obermarsberg tatsächlich als Aussichtspunkt. Als Rest der Stadtmauer wurden von hier aus Reiter beobachtet, die das Diemeltal durchzogen und die Stadt angreifen wollten. Der Buttenturm ist einer von insgesamt sieben Festungstürmen der Stadtmauer und war damals ungefähr doppelt so hoch. Im Keller befindet sich ein Verlies, das als Gefängnis diente. Vom Turm aus kann man beim Blick nach rechts auch den Bilsteinturm mit dem großen Kreuz daneben erblicken. (Foto ganz oben.)

Kennt ihr die Sage um Siegfried? Die diente nicht nur einem Schnapshersteller als Inspo, sondern wird auch in Marsberg erzählt. Genauer genommen in Obermarsberg an den Drakenhöhlen unterhalb des Buttenturms. Im Eresberg soll Siegfried den Drachen Fafnir besiegt haben, um anschließend in dessen Blut zu baden und so zwischen den Schultern unverwundbar zu werden. Falls ihr diese Geschichte schon einmal in einer ganz anderen Stadt gehört habt, dann ist das gut möglich, denn mehrere Höhlen in Deutschland beanspruchen sie für sich.

Die Drakenhöhlen in Marsberg dürfen nicht betreten werden. Zäune hindern euch daran. Wenn ihr vom Buttenturm kommend dem Weg folgt und euch links haltet, kommt ihr zur Schützenhalle in Obermarsberg.

Kühe in Marsberg im Sauerland

Wälder von Marsberg

Wer einmal durch (fast) unberührte Natur wandern will, sehen, wo die Tannenbäume wachsen, die sich die Ruhrgebietler zu Weihnachten ins Wohnzimmer stellen und stundenlang durch Nadelwälder streifen ohne eine Menschenseele zu begegnen, der ist in Marsberg genau richtig. Hier gibt es Mittelgebirgshügel, im Sommer fantstische Aussichten über grüne Felder, Kühe und Misthaufen, eine Talsperre und vor allem: Stille. Absolute Stille. Etwas, das ich aus der Stadt nicht kenne.

Im Ruhrgebiet gibt es natürlich auch Seen, Wälder, Wiesen und viel Natur. Mehr sogar, als man vermuten würde. Aaaaber absolut still ist es im zentralen Ruhrgebiet nirgens. Die nächste Autobahn ist immer nur wenige Kilometer entfernt, über einem befindet sich alle zwei Minuten ein Flugzeug im Landeanflug auf Düsseldorf und selbst mitten in der Nacht begegnet man nach ein Minuten schon irgendeiner verwirrten Seele. Ich liebe das alles sehr. Und ich möchte auch nicht dauerhaft in einer so einsamen Gegend wie dem Hochsauerlandkreis wohnen. Doch zum Kurzurlaub machen ist das Sauerland und insbesondere Marsberg ein Traum.

Erholung pur

Hier kann man entspannt im Garten liegen und lesen, vielleicht abends noch einen Spaziergang machen (zum Radfahren ist es zu hügelig meiner Meinung nach) und danach grillen. Ihr könnt euch sicher sein: Hier passiert heute nichts mehr. Also chillt, gammelt rum und genießt das Faulenzen. Ihr verpasst absolut gar nichts wenn ihr in Marsberg Urlaub macht. Und das ist doch einfach nur mega!

Und nun kommt das Beste: Marsberg liegt in NRW an der Grenze zu Hessen. Das heißt, ihr erreicht das schnuckelige Städtchen ohne Prominente (Pardon, ich vergaß Hans-Joachim Watzke) über die Autobahn A44 und die B7 ziemlich zügig. Von Bochum aus sind es nur 1 1/2 Stunden Fahrt. Einen kleinen Bahnhof hat Marsberg sogar auch. Dennoch fühlt sich dieses Stück Sauerland abgeschieden an wie wohl kaum ein anderer Ort in Nordrhein-Westfalen.

Bei meinem letzten Besuch in Marsberg bin ich zwar nicht so wie sonst stundenlang durch Wälder gelaufen, dafür habe ich einen Lost Place gefunden, der es mir ziemlich angetan hat. Ich werde den Ort jetzt mal nicht näher beschreiben, damit dort nicht der Vandalismus um sich greift. Auf jeden Fall ein sehr schöner, auf einem Plateau gelegenes Gebäude mit jeder Menge guter Fotospots. Also, eurer nächster Kurztripp geht nach Marsberg, das dürfte klar sein. Hat Marsberg eigentlich ein Stadtmarketing? Soviel sei gesagt, meine Werbung fürs Nichtstun in Marsberg ist unbeauftragt und unbezahlt.

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