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Food, Ruhrpott

Ein besonderer Kochkurs im „lecker werden“ in Essen

Patrick Jabs Kochschule lecker werden in Essen

Werbung für die Kochschule „lecker werden“ in Essen / Blogger-Event

„Neulich“ war ich in Essen und habe einen Kochkurs gemacht. So weit, so unspannend. Erst Monate später weiß ich, warum der Tag mit Starkoch Patrick Jabs und einigen meiner Bloggerkollegen viel mehr war als nur ein nettes Kochevent in Essen-Werden.

Was esse ich täglich?

Hilfe, ich habe die Beziehung zu meinem Essen verloren. Was sich dramatisch anhört oder auch etwas bekloppt, denn welche Beziehung ist da ja die Frage, zeigt sich ganz praktisch daran, dass ich euch nicht beantworten kann, was ich vorgestern gegessen habe.

Macht mal den Test: Wisst ihr was ihr wann gegessen habt und vor allen Dinge, woraus euer Essen bestand? Und geht jetzt mal einen Schritt weiter und listet die einzelnen Komponenten aus denen euer Mittagessen bestand, auf.

Uff, ich scheitere grandios daran. Ganz besonders, weil ich oft Essen gehe und mir dann nie merken kann, was genau sich da auf Salatblatt tummelt oder welches Fleisch von welchem Tier mir gut gemundet hat. Meist denke ich mir nur, ja, war lecker und bin gedanklich ganz woanders.

Dieser kleine Exkurs diente eigentlich nur dazu, euch zu schildern, warum ich euch einen Kochkurs wie den von Patty und seiner Frau im „lecker werden“ empfehle, wie ich ihn im Sommer erleben durfte. Ich bin nämlich der festen Überzeugung, dass ich teilweise die Beziehung zum Essen verloren hatte oder immer noch habe und dieser Kochkurs mir ein bis zwei Aha-Erlebnisse gebracht hat.

Gemüse selber anbauen

Um sich dem Vom-eigenen-Essen-entfremden entgegenzutreten hilft es natürlich, sich zu informieren: Wie bereitet man eine Gemüsesuppe ohne Brühe aus dem Glas zu? Was kommt in ein Risotto? Wie sieht ein Brokkoli in freier Wildbahn aus? Kann man alles theoretisch googlen. Macht man nur im Alltag selten. Dann bestellt man sich doch eben schnell einen Salat oder eine Pizza und als Meal Prep muss zum 100. Mal ein Tortelli-Auflauf herhalten, den man in und auswendig kennt.

Damit wollte ich etwas brechen. Unbewusst, wie ich so im Nachhinein feststelle. Es begann mit dem Gemüse-Anbauen. Ich hatte davon gar keine Ahnung und wie ich schon oft erzählt habe, früher auch so richtig kein Interesse. Doch dann hatte ich dieses Feld und den Ehrgeiz, Dinge über den Anbau von Gemüse zu lernen und auch eine vorzeigbare Ernte einzufahren.

Patrick Jabs Kochschule lecker werden in EssenKochschule Lecker Werden in EssenPatrick Jabs Kochschule lecker werden in Essen

Auf meinem Feld wuchsen den Sommer über also Buschbohnen, Fenchel, Zucchini (ja, viele, zu viele), Hokkaido-Kürbisse, Erdbeeren und Süßkartoffeln. Ich lernte, wie die Blätter eines jungen Kohlrabi und von Roter Beete aussehen, wie viel man gießen muss und was es heißt, auf Spritzmittel zu verzichten. Hallo Kohlfliege, nicht schön, dich so zahlreich angetroffen zu haben.

Und auch in der Küche stellte ich mich neuen Herausforderungen: Was macht man bitte mit never ending Mangold und 30 Zucchini? Es wurden also zahlreiche Rezepte im Internet gesucht, ausprobiert und ich kam meinem Essen, dass ich sonst nur aus dem Supermarkt kannte, wieder ein Stück näher.

Kochkurs im „lecker werden“ in Essen

Schritt 2 folgte dann im Juli: Zusammen mit Katti, Tine, sowie Jana und Lars war ich beim TV-Koch Patrick Jabs und seiner Frau Stefanie in der Kochschule „lecker werden“. Und ich muss zugeben: Ich habe mich zwar mega gefreut, von Jana & Lars von Tellerabgeleckt zu diesem Blogger-Nachmittag eingeladen worden zu sein, doch ich hatte auch ganz schön Schiss.

Schiss? Ja, nennen wir es ruhig beim Namen. Ich koche sonst nie mit anderen Menschen zusammen. Erst recht nicht, wenn mir jemand vom Fach auf die Finger schaut. Ich hatte Angst, mit dem Messer abzurutschen, nicht zu wissen, wie man eine Zwiebel schneidet oder böse Blicke von Patty zu ernten, weil ich den Fisch beim Wenden zerstört habe. Man hört da ja so einige Horror-Stories von TV-Köchen, die eigentlich wenig Bock haben, mit Bloggern zu brutzeln und sowieso alles besser wissen. (Tun sie natürlich auch, aber sie sollen es einem bitte nicht allzu doll aufs Brot schmieren.)

Patrick Jabs Kochschule lecker werden in EssenKochschule Lecker Werden in EssenPatrick Jabs Kochschule lecker werden in EssenAlso war ich ganz schön nervös, als es an einem schön sonnigen Tag nach Essen zur Kochschule fuhr. Große Überraschung: Es war mega-toll, entspannt und ich kam mir nur so mittel-dumm beim Zucchini-Entkernen vor. Meine Angst war unbegründet. Das lag vor allem an der familiären Atmosphäre, der kleinen Gruppe und Patty sowie seiner Frau. Die beiden harmonieren sehr gut miteinander und selbst ich, der sich in Gruppen und unter selbstgemachtem Leistungsdruck (Koch! Es muss klappen!) meist echt unwohl fühlt, konnte halbwegs lässig die Messer schwingen.

Wer ist Patrick Jabs?

Ein paar Worte zu Pattys Kochkünsten: Ich hatte mich ganz bewusst nicht über seine Vita im Vorfeld informiert, um nicht vollkommen in Panik zu geraten. Der Name sagt mir grob was, mehr aber auch nicht. Euch kann ich ja jetzt mehr zu seinem Leben erzählen, da ihr schon wisst, dass er ein Netter ist.

Patrick Jabs wurde 1973 in Dortmund geboren. Er entschied sich früh in die Fußstapfen seines Vaters zu treten und wurde Bergmann, ähhh, Koch. Koch wurde er. Zu seinen beruflichen Stationen zählen unter anderem das Hotel Schloss Hugenpoet in Essen, das Team von Eckart Witzigmann, er kochte im Casino Zollverein und ist bekannt aus Funk und Fernsehen, wie es immer so schön heißt. Unter anderem schnippelte er im WDR. Das ist ein paar Jährchen her, doch schon damals widmete sich Patty dem Trend des Kochens mit regionalen Lebensmitteln.

Seinen Traum einer eigenen Kochschule erfüllte er sich dann im Jahre 2011 mit dem „lecker werden“ in Essen. Natürlich hat er, wie es sich für einen anständigen Koch gehört, auch ein eigenen Buch geschrieben: „Echt gut kochen“.

Patrick Jabs Kochschule lecker werden in Essen

Pattys Kochschule in Essener Süden

Wer die Kochschule von Patty in Essen-Werden nicht kennt: Sie besteht aus einer großen, offenen Küche, die nahtlos in den Gastraum übergeht. So hat man genug Platz zum Kochen und Wuseln und kommt sich nicht in die Quere. Die Atmo habe ich ja schon beschrieben. Wer dennoch hyper-nervös ist, sollte sich den ein oder anderen Schluck Wein genehmigen und kann auch erst einmal nur ein bisschen zugucken. Jedenfalls habe ich das so gemacht… Fiel dann nur irgendwann auf und ich musste auch mit anpacken.

Bei uns stand der Nachmittag unter dem Motto „Ungewöhnliche Fleischstücke“. Und damit wären wir dann wieder beim Ausgangspunkt: Fleisch kenne ich nur schön zubereitet fix und fertig auf dem Teller oder soweit zurechtgeschnitten, dass man unmöglich noch erkennen kann, welches Tier und was vom Tier man da gerade verarbeitet. Und überhaupt, esse ich fast ausschließlich Hühnerbrust oder Wurst.

Ungewöhnliche Fleischstücke zubereiten

An diesem Nachmittag sollte ich mich dann mit Kalbsbries, Nierenzapfen, Zunge, Kachelfleisch und Secreto beschäftigen. Klingt ekelig, oder? Vor allen Dingen Nierenzapfen. Bah, bah. Im Französischen wird Nierenzapfen übrigens als Onglet bezeichnet. Klingt gleich viel appetitlicher. Außer Zunge hatte ich keins der genannten Fleischstücke jemals gegessen. Und ich konnte euch vor dem Kochkurs auch überhaupt nicht sagen, wo was im Tier sitzt. Von daher habe ich da mal was vorbereitet. Denn in einer Kochschule soll man ja auch was lernen:

  • Kalbsbries ist der Thymus des Kalbs, der im Brustbereich sitzt. Das Organ bildet sich mit zunehmendem Alter zurück.
  • Nierenzapfen, oder eben auch Onglet genannt, ist der Lendenteil des Zwerchfells von Kalb oder Rind und besteht aus reinem Muskelfleisch.
  • Zunge erklärt sich von selbst. Einer der wohl krassesten Muskeln, die so ein Tier hat und riesig, wenn man sie mal in voller Länge begutachtet. Siehe Foto oben.
  • Kachelfleisch: Wechseln wir das Tier und gehen zum Schwein über. Kachelfleisch landet eigentlich nur in der Wurst. Es sitzt oberhalb des Schlossknochens im Hinterschinken.
  • Secreto: Noch ein Muskel, auch dieses Mal vom Schwein und zwar aus dem Rücken. Es sitzt etwas versteckt zwischen Rücken und Rückenspeck und wird daher „geheimes Filet“ genannt.

Während das Kachelfleisch und das Secreto nur kurz auf den Grill kamen, war für die Zunge etwas mehr Vorbereitung nötig. Sie köchelte für einige Zeit in einer Brühe und wir fuhren zusammen mit Patty und seiner Frau erst einmal aufs Feld raus und ernteten Gemüse wie Zucchini, Erbsen und Bohnen. Zurück in der Kochschule wurde dann gemeinsam gekocht, gegessen, gequatscht und fotografiert. Alles ganz entspannt und dennoch mit dem nötigen Tempo, so dass es nie langweilig wurde.

Damit ihr auch was von meinem Trip zu bewussterem Umgang mit Fleisch und Gemüse habt, hier noch ein Rezept aus Pattys Feder:

Patrick Jabs Kochschule lecker werden in Essen

Rezept für Onglet, Kachelfleisch und Secreto mit Zucchini und Bohnen

Zutaten

  • 1 Onglet à 200 Gramm, geputzt
  • 1 Secreto à 200 Gramm vom Schwein, geputzt
  • 200 Gramm Kachelfleisch vom Schwein
  • 1 Zucchini
  • 400 Gramm Gartenbohnen, geputzt und halbiert
  • 50 Gramm Butter
  • 1 Zweig Thymian oder Bohnenkraut
  • Fleur de Sel und Pfeffer

Zubereitung

  1. Die Fleischstücke auf ein Backblech geben und mit Klarsichtfolie abdecken.
  2. Fleisch im Backofen bei 50-55 Grad Celsius 60-90 Minuten garen.
  3. In der Zwischenzeit Bohnen putzen und schräg schneiden.
  4. Bohnen in sprudelndem Salzwasser kurz blanchieren.
  5. Zucchini in Butter schwenken und mit Kräutern, Salz und Pfeffer abschmecken. Kurz vor dem Servieren die Bohnen dazugeben und miterwärmen.
  6. Fleisch aus dem Ofen nehmen, sehr heiß braten oder grillen.
  7. Zum Schluss quer zur Faser schneiden und mit Fleur de Sal würzen
  8. Kurz vor dem Servieren die Bohnen dazugeben und miterwärmen.

Die Fleischstücke sollte unbedingt saignant (englisch/halb roh) gegessen werden, da es sonst zäh wird.

Ich fand es super-interessant sich mal mit Innereien und ungewöhnlichen Stücke vom Rind und Schwein zu beschäftigen. Sie gehören nun mal zum Tier dazu und wenn man schon Fleisch isst, finde ich einen bewussten Umgang damit sehr wichtig. Vom Supermarkt direkt in die Pfanne entfernt einen dann eben doch sehr vom Gedanken, dass da ein Tier hinter steht.

Patrick Jabs Kochschule lecker werden in EssenPatrick Jabs Kochschule lecker werden in Essen

Fassen wir also zusammen…

Warum ihr mal einen Kochkurs machen solltet

  1. Zusammen kochen macht Spaß. Weinchen hilft gegen die Nervosität. Bitte nicht zu regelmäßig komsumieren.
  2. Die Profis können euch ein paar Tricks und Kniffe verraten. Wenn sie nett sind, kommt ihr euch nur ein bisschen doof vor.
  3. Ihr bereitet Dinge zu, die bei euch sonst nicht auf den Tisch kommen würden.
  4. Im besten Fall: Ihr bekommt einen neuen Blick auf Gemüse & Fleisch und beschäftigt euch ganz bewusst mit den zubereiteten Lebensmitteln.
  5. Ihr fokussiert euch auf das, was ihr esst: Ohne das Hund/Katze/Partner/Instagram euch ablenken wie es oft beim heimischen Kochen der Fall ist.

Patrick Jabs Kochschule lecker werden in Essen

Ich kann Patty und seine Kochschule „lecker werden“ sehr empfehlen. Auch, weil Abläufe und Zeitmanagement super gepasst haben. Ich habe mal vor ein paar Jahren einen Kochkurs woanders gemacht, bei dem man vier Stunden geschnippelt, entschuppt und sonstwas hat und gerade mal bei der Vorspeise angelangt war. In einer Gruppe ist es eben nicht einfach, die Abläufe gut durchgeplant zu haben, so dass keine langen Wartezeiten entstehen.

Schaut doch mal, welche Kochkurse „lecker werden“ anbietet. Es gibt etwas für Anfänger und Fortgeschrittene, spezielle Anlässe wie Weihnachten oder eben wie wir es gemacht haben, Kurse zu einem bestimmten Thema wie „Gemüse“ oder „Ruhrgebietsküche“.

Lieben Dank an dieser Stelle auch noch einmal an Jana & Lars, die die Idee zu diesem tollen Tag hatten.

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2 Comments

  • Reply Amely

    Der Kochkurs Kling interessant! Sollte ich vielleicht auch mal in Erwägung ziehen… Allerdings würde ich wahrscheinlich einen mit vegetarischen Gerichten wählen, da ich es schwierig finde, mir immer was neues ohne bzw mit wenig Fleisch einfallen zu lassen. Das Gemüse, das du selbst angebaut hast, sieht echt klasse aus! Deine Rote Beteund die Karotten sind im Gegensatz zu meinen riesig. Wir hatten auch ein echte Zucchini-Schwemme, und dadurch probiert man viele neuen Rezepte aus. Außerdem hatte ich viele Butternut-Kürbisse. Die sind total anspruchslos und man kann so viel ernten!
    Hast du das Feld auch im Winter?
    Liebe Grüße,
    Amely

    11. November 2018 at 8:48
    • Reply Julius

      Hey Amely,

      vielen Dank für deinen Kommentar. Ja, der Kochkurs war echt spannend, da ich auch wie du niemals nie einen Kochkurs rund um ungewöhnliche Fleischstücke gebucht hätte. Da das aber vorgegeben war, fand ich es sehr spannend, mal was zu machen, was ich sonst nicht tun würde. Ich brauch da immer von Außen Impulse. Sonst würde ich feldbedingt auch einen vegetarischen Kurs buchen.

      Zum Garten: Bei dem Anbieter ist das so, dass im November alles umgepflügt wird. Das heißt, ich muss gar nix winterfest machen, sondern nur meine Pflanzschilder, Netze und Co. entfernen. Das hat Vor- und Nachteile. Für mich als Anfänger ist es sehr hilfreich, aber man kann halt bestimmte Sachen nicht anbauen, die nicht sofort im ersten Jahr Früchte tragen.

      Ich sitze gerade an einem Blogpost mit einem Fazit zur Gemüsegarten-Saison. Da beantworte ich dann auch noch einmal alle Fragen, die mir in den letzten Monaten zum Garten gestellt wurden. Ich hoffe, das ist für einige hilfreich und nimmt son bisschen die Angst vorm Selbstanbauen, denn das finde ich echt sinnvoll und schön, auch wenn man wenig Ahnung hat, funktioniert ja vieles ganz gut.

      Liebe Grüße,
      Julius

      11. November 2018 at 12:53

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